Süße Jugend, sorgenfreies Teenagerleben – darauf blicken Dauerpubertierende wie ich gerne zurück. Aber wer sich im Basketball große Ziele setzt, muss auch schon in jungen Jahren viel Zeit und Schweiß investieren. Der Schritt von der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) zur Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) ist riesig. Das Spiel wird deutlich physischer. Zudem müssen sich Rookies in der JBBL (aktuell die Jahrgänge 2008 und 2009) nur mit ein Jahr älteren Kontrahenten auseinandersetzen, während in der NBBL (aktuell die Jahrgänge 2005 bis 2007) die Altersspanne größer ist. Das ist aber nur ein Klacks im Vergleich zum Sprung aus der NBBL in den Profibasketball. Dennoch gibt es Teenager, die schon in der Lage sind, Akzente zu setzen in der easyCredit BBL. Ich habe mir die fünf Jünglinge herausgesucht, die derzeit den größten Einfluss nehmen. Dabei ist es Zufall, dass sie aufgrund ihrer Positionen eine spielfähige Kombination ergeben. Beim Alter habe ich genau hingeschaut. Keiner ist älter als 19!
Juan Nunez (19 Jahre, PG, ratiopharm ulm)
Der Linkshänder verließ im Sommer 2022 Real Madrid, um sich ratiopharm ulm anzuschließen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Juan diese Entscheidung bereut hat. Nachdem er in seiner Anfangsphase in Deutschland ein wenig pomadig wirkte, entwickelte er sich schon im Laufe der letzten Saison zu einem Spielmacher mit Mut, Übersicht und guter Entscheidungsfindung auf höchstem europäischem Niveau. Nicht erst seit seiner tollen WM als Starter der spanischen Nationalmannschaft steht der Name des Wunderknaben im Notizbuch aller NBA-Scouts.

Jacob Patrick (19 Jahre, SG, MHP RIESEN Ludwigsburg)
Der Distanzschütze debütierte bereits mit 16 Jahren unter seinem Vater John Patrick in der Bundesliga. Seine große Stärke ist der Wurf, den er scheinbar anstrengungslos auch aus neun Metern eintüten kann. Dazu ist Jacob ein sicherer Freiwerfer, der in der vergangenen Spielzeit 25 von 26 Versuchen versenkte. Nachdem er seinen Wechsel ans College (Virginia Commonwealth) wieder rückgängig gemacht hat, will er weiterhin in Ludwigsburg sein Spiel verbessern. Dafür muss er sein offensives Repertoire mit dem Pick and Roll und dem Drive bereichern.

Ivan Kharchenkov (17 Jahre, SG/SF, FC Bayern München)
Wenn der jüngste Bayern-Spieler das Parkett betritt, umgibt ihn eine Aura von Selbstverständlichkeit und Selbstsicherheit. Er strahlt mit jeder Faser seines Körpers aus, dass er dort ist, wo er hingehört. Ivan ist ein Scorer, der bereit ist, jede sich bietende Chance zu nutzen. Auffällig ist, dass er sein Passverhalten aus dem Pick-and-Roll deutlich verbessert hat. Sein Catch-and-Shoot, wenn er über Blocks kommt, ist extrem gut für sein Alter. Bei der U18-EM im Sommer zählte er zum All-First-Team, obwohl er zum jüngeren Jahrgang gehörte.

Pacome Dadiet (18 Jahre, SF/PF, ratiopharm ulm)
Der Franzose verfügt über sehr viel Athletik in einem perfekten Basketballkörper und stand sowohl in der Liga als auch im Eurocup in allen Partien auf dem Parkett. Obwohl Pacome aktuell als Slasher effektiv ist, darf er viele Dreier nehmen. Dass er in seinem jungen Alter einen festen Ausländerspot einnimmt, unterstreicht den Anspruch des Ulmer Nachwuchsprogramms, große Talente aus ganz Europa auszubilden. Mit dem 16-jährigen Noa Essengue, der schon in drei Eurocupbegegnungen zum Einsatz kam, hat ein weiterer vielsprechender Youngster die Rheinseite gewechselt.

Johann Grünloh (18 Jahre, C, RASTA Vechta)
8,8 Punkte, 7,2 Rebounds und 1,0 Blocks ergeben in Addition mit seinen anderen Statistiken einen Effektivitätswert von 14,4. Damit liegt er weit über den Zahlen, die die in den letzten Jahren als beste deutsche Nachwuchsspieler ausgezeichneten Franz Wagner, Justus Hollatz und Malte Delow auflegen konnten. Johann ist in Vechta kein Mitläufer, sondern einer der Erfolgsgaranten und vor allem defensiv ein wichtiger Faktor. Wenn er noch ein paar Kilos Muskelmasse draufpackt und (dadurch) im Abschluss stabiler wird, stehen ihm alle Türen offen.


Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.