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Zahlen bitte!Von Verlängerungen und Blowouts / Aufsteiger - Quo vadis? / Ulmer Balldiebe / Duell der Offensivstars

16. November 2023
Hier gibt es von nun an jede Woche interessante Zahlen, historische Einordnungen und nerdiges Angeberwissen aus dem Statistik-Dschungel zum aktuellen Spieltag und generell zur Saison 2023/24 der easyCredit BBL.

Hier gibt es von nun an jede Woche interessante Zahlen, historische Einordnungen und nerdiges Angeberwissen aus dem Statistik-Dschungel zum aktuellen Spieltag und generell zur Saison 2023/24 der easyCredit BBL.

Autor: Johnny Dinsel

Von Verlängerungen und Blowouts

In dieser Saison gibt es auffällig viele Verlängerungen. Bislang gingen sieben Ligapartien in die Overtime, also 11,7 Prozent der bisher 60 Hauptrundenspiele (wobei in fünf dieser sieben Spiele die Heimmannschaft gewann). Damit ist aktuell die digitale Bestmarke von Overtime-Partien aus der Saison 2006/07 deutlich überboten:

2006/07: 8,2 Prozent Overtime-Partien (25/306 in der Hauptrunde)
2023/24: 11,7 Prozent Overtime-Partien (7/60 in der Hauptrunde)

Und der digitale Saisonrekord für Spiele mit doppelter Verlängerung liegt bei vier Partien (2022/23 und 2014/15), diese Saison gab es bereits drei. Auffällig: BG Göttingen war in der Liga bereits an zwei der Partien beteiligt, die 50 Minuten dauerten, dazu ging das Pokal-Achtelfinale in Vechta in die Double-OT und zuletzt war auch im FIBA Europe Cup zumindest eine Verlängerung nötig.

Kurios: Trotz dieser vielen engen Partien ist die durchschnittliche Siegeshöhe in dieser Spielzeit bisher historisch hoch. Aus den vergangenen 15 Jahren reichen wie unten zu sehen auch nicht die bisherigen Höchstwerte der Saisons 2015/16 oder 2011/12 an die diesjährige Spielzeit heran. Verantwortlich sind dafür die Blowout-Siege aus den ersten Spieltagen. Hierbei sticht vor allem ALBA BERLIN heraus, denn die Berliner gewinnen ihre Spiele mit einer durchschnittlichen Differenz von 23,8 Punkten. Auf der anderen Seite mussten die HAKRO Merlins Crailsheim bereits einige herbe Niederlagen einstecken, darunter vier Partien, die mit mindestens 35 Punkten Unterschied verloren gingen.

2023/24: 15,2 Punkte Differenz
2015/16: 13,9 Punkte Differenz
2011/12: 13,5 Punkte Differenz

Körbe, Körbe, Körbe

Durchschnittlich erzielen die 18 Teams der easyCredit BBL in dieser Saison 86,9 Punkte im Schnitt und überbieten damit die Werte der vergangenen fünf Spielzeiten. Hauptverantwortlich dafür sind sieben Teams, die bisher 90 oder mehr Punkte im Schnitt erzielen (Berlin, Ulm, Rostock, Vechta, Göttingen, Oldenburg, Ludwigsburg). Zum Vergleich: In der vergangenen Saison waren die Telekom Baskets Bonn gemeinsam mit Meister ratiopharm ulm mit 88,8 Punkten bereits Spitzenreiter in dieser Kategorie.

Aufsteiger - Quo vadis?

RASTA Vechta (Foto: Christian Becker)

In der laufenden easyCredit BBL Saison gibt es mit RASTA Vechta und den Tigers Tübingen zwei Mannschaften, die aus der ProA aufgestiegen sind. Das Schicksal von Aufsteigern verlief in der jüngeren Vergangenheit sehr unterschiedlich, wobei Vechta bereits gute und schlechte Erfahrungen gemacht hat. In den vergangenen zehn Jahren gelang es nur zwei Teams unmittelbar nach dem Aufstieg die Playoffs der höchsten deutschen Spielklasse zu erreichen (Würzburg Baskets 2015/16, RASTA Vechta 2018/19).

Vor genau fünf Spielzeiten belegte RASTA Vechta unter der Regie von Pedro Calles den vierten Tabellenplatz und stürmte als Aufsteiger bis ins Playoff-Halbfinale. Können die Vechtaer diese Erfolgsgeschichte nun wiederholen? Nach einem starken Saisonstart (Bilanz 5:2) angeführt von Tommy Kuhse richtet sich der Blick nach oben. Auf der anderen Seite musste Vechta auch bereits erleben, wie schmerzhaft eine Saison als Aufsteiger ablaufen kann, denn in der Saison 2016/17 ging es direkt wieder nach unten.

Den Tigers Tübingen (Bilanz 1:6) sollte nicht nur Hoffnung geben, dass ihr Auftaktprogramm sehr anspruchsvoll war (u.a. Ulm, Berlin, Chemnitz, Bonn und Vechta), sondern vielleicht auch die Tatsache, dass in den vergangenen zehn Jahren von 16 Aufsteigern nur zwei direkt wieder abgestiegen sind (RASTA Vechta 2016/17, Gotha Rockets 2017/18).

Ulmer Balldiebe

Der amtierende deutsche Meister ratiopharm ulm führt die Statistik der geklauten Bälle in dieser Saison deutlich an (10,7 SPG). An diesen Wert kam in den vergangenen zehn Jahren keine Mannschaft heran. Point Guard Juan Nunez ist dabei für den Großteil der Ulmer Ballgewinne verantwortlich. Der 19-Jährige kommt auf 2,7 Steals im Schnitt und ist damit zweitbester Balldieb der Liga hinter Göttingens Umoja Gibson (3,0 SPG). Den Großteil dieser Ballgewinne münzen die Ulmer in Schnellangriffe um. Trotz des hohen Drucks auf ihre Gegner, kassiert ratiopharm ulm im Schnitt allerdings 87,9 Punkte. Damit liegt der deutsche Meister in dieser Kategorie nur im Tabellenmittelfeld.

Duell der Offensivstars

DeWayne Russell gegen Braunschweig (Foto: Christian Schlüter)

Im Fokus des siebten Spieltags steht das Duell zwischen Vechtas Tommy Kuhse und Oldenburgs DeWayne Russell. Beide Point Guards konnten ihren Mannschaften zu einem starken Saisonstart verhelfen. Während Kuhse Aufsteiger RASTA Vechta bislang auf Platz vier führt, liegt der beste Offensivspieler der vergangenen Saison zusammen mit den EWE Baskets Oldenburg punktgleich (Bilanz 5:2) auf Platz 5. Auch statistisch gehören Kuhse und Russell zu den auffälligsten Akteuren in dieser easyCredit BBL Spielzeit. Nicht nur sind die beiden die effektivsten Spieler der Liga, sondern Kuhse und Russell verteilten auch die meisten Assists pro Partie.  Zusätzlich belegen sie Rang zwei (Russell) und Rang drei (Kuhse) auf der Liste der Topscorer. Trotz der großen Verantwortung im Offensivspiel ihrer Mannschaften, überzeugen Kuhse und Russell mit starken Wurfquoten. Insbesondere von der Dreierlinie zeigen sich die beiden treffsicher (Kuhse: 51,7 Prozent, Russell: 48,6 Prozent). Sollten die beiden dieses Niveau über die Saison halten können, dürften sie ein ernstes Wörtchen bei der Vergabe der MVP-Trophäe mitreden. Doch wer von beiden behält am Samstag die Oberhand im Niedersachsen-Derby?

  • Kuhse: 19,9 PPG, 6,7 APG, 3,7 RPG = Effektivitätswert von 22,6
  • Russell: 20,3 PPG, 7,4 APG, 4,1 RPG = Effektivitätswert von 21,9

NBA-Veteran gegen BBL-Spätzünder

Eddy Edigin von den MHP RIESEN Ludwigsburg gab erst mit 22 Jahren sein Debüt in der Beletage. In diesem Alter war Serge Ibaka bereits Europameister, stand in den NBA-Finals und galt als einer der besten Verteidiger der NBA. Natürlich ist der Vergleich mit einem ehemaligen NBA-Star für die meisten Basketballer unfair, doch Edigin steht am Sonntag genau dieses besondere Duell bevor und er gilt anders als Ibaka eher als Spätzünder. Nachdem der Center 2017 sein BBL-Debüt gefeiert hatte, dauerte es vier weitere Jahre bis sich Edigin über Stationen in der ProA für ein festes Engagement in der höchsten deutschen Spielklasse empfahl. Seitdem konnte sich Edigin von Saison zu Saison steigern und spielt derzeit seinen besten Basketball in der easyCredit BBL. Edigin erzielt deutlich mehr Punkte als in der vergangenen Spielzeit und ist momentan der zweiteffektivste deutsche Spieler der Liga. Auch vor Ibaka muss sich Edigin aus statistischer Sicht nicht verstecken, aber der ehemalige NBA-Profi kam zuletzt immer besser in Fahrt und erzielte am vergangenen Wochenende gegen Bonn sein erstes Double-Double (21 Punkte, 12 Rebounds) in der easyCredit BBL.

  • Eddy Edigin (Ludwigsburg): 9,8 PPG, 8,2 RPG, 0,8 BPG = 15,8 EFF
  • Serge Ibaka (München): 12,5 PPG, 7,3 RPG, 0,8 BPG = 14,0 EFF