Stand: NINERS Chemnitz (3) – RASTA Vechta (6) 0:0
Titel: Chemnitz: Sieger des FIBA Europe Cups 2024 / Vechta: ProA-Meister 2013, 2018 und 2023
Die besondere Brisanz: NINERS Chemnitz und RASTA Vechta – zwei der Überraschungsteams dieser BBL-Saison treffen aufeinander, aber nur für eins wird eine zauberschöne Saison im Halbfinale weitergehen. Dass Vechta als Aufsteiger in den Playoffs steht, ist natürlich sensationell (das hat ein Aufsteiger zuletzt 2019 geschafft, damals ebenfalls Vechta). Auch Chemnitz spielt bisher eine außergewöhnliche Saison. Der Klub stand bereits 2022 und 2023 in den Playoffs, aber in den beiden Jahren gab es jeweils einen 0:3-Sweep im Viertelfinale. In der aktuellen Saison waren die NINERS trotz vieler Abgänge lange Tabellenführer, generell auf Augenhöhe mit den Euroleague-Teams aus München und Berlin und haben den FIBA Europe Cup gewonnen. Alles in allem schon auch eine große Überraschung!
Aus der Riege der jüngeren Klubs: Die beiden Vereine gehören mit Hamburg, Crailsheim und Rostock zur Riege der Klubs, die in den vergangenen zehn Jahren erstmals in der Beletage auftauchten und versuchen, sich zu etablieren. Vechta hat zwar bereits eine Playoff-Serie gewonnen (das Viertelfinale 2019 gegen Bamberg mit 3-1), ist aber auch schon drei Mal wieder abgestiegen. Chemnitz dagegen hat noch keine Playoff-Partie gewonnen (0-6), sich aber seit 2020 in vier BBL-Saisons als aufstrebender Klub mit großen Ambitionen und Wachstumsdrang etabliert.
Status Quo: Chemnitz hat die reguläre Saison mit drei Siegen beendet. Im letzten Spiel gab es einen deutlichen 79:66-Sieg gegen die Würzburg Baskets. Was umso beeindruckender war, da es ein direktes Duell unter Tabellennachbarn um Rang drei in der Abschlusstabelle war. Auch Vechta hat im letzten Spiel mit 98:69 gegen den SYNTAINICS MBC einen klaren Erfolg gefeiert; als Einschränkung darf allerdings erwähnt werden, dass es für die Wölfe im letzten Saisonspiel um nichts mehr ging.
Was wir bisher gelernt haben: Die Messe Chemnitz (4732 Plätze) und der RASTA Dome (3140 Plätze) sind zwei der stimmungsvollsten Arenen der Liga und waren nahezu immer ausverkauft (Auslastung: 99,7 Prozent bei Vechta und 98,6 bei Chemnitz). Glücklich, wer hier als Fan das Ticket für die Playoffs bereits gebucht hat.
Anzahl der Pflichtspiele: Die Heimkulisse im Rücken bekommt Chemnitz als erstes. Überhaupt haben sie über die gesamte Saison öfter vor den eigenen Fans gespielt. Denn inklusive FIBA Europe Cup und Pokal haben die NINERS bereits 54 Pflichtspiele absolviert. Da sehen die 37 von Vechta (darunter drei Pokalspiele) fast nach einer entspannten Saison aus.
Die Ausgangslage: Favorit ist das Team aus Chemnitz – und das nicht nur, weil sie das Heimrecht auf ihrer Seite haben, sondern auch eine der besten Verteidigungen der Liga. Das Team von Rodrigo Pastore lässt im Schnitt nur 78,8 Punkte und eine gegnerische Wurfquote von 43,6 Prozent zu (beides ligaweit der zweitbeste Wert hinter den Bayern). Dazu klauen sie 8,2 Mal den Ball pro Partie (ligaweit der zweitbeste Wert hinter Ulm). Mit den beweglichen Big Men Jeff Garrett (2,01 Meter), Kevin Yebo, Jonas Richter (beide 2,07) und Ousman Krubally (2,02) und den großen Außenspielern Tylor Ongwae, Aher Uguak (beide 2,01) und Dominic Lockhart (1,99) werden in der Verteidigung gegen viele Blöcke einfach geswitcht, wodurch gegnerische Teams im Setplay oft Probleme bekommen. Ebenfalls einen Blick auf die Ausgangslage dieser Serie, als auch die zwischen ratiopharm ulm und den Würzburg Baskets wirft Stefan Koch in seiner aktuellen Kolumne "Kochs Nachschlag".

Duell im Fokus: Zwar war Vechta im letzten Saisondrittel nicht mehr so abhängig von Tommy Kuhse (1,88 Meter), wie noch zu Beginn, aber natürlich ist der US-Aufbauspieler weiter das Zentralgestirn der RASTA-Offense. Außerdem hat er in den beiden direkten Duellen gegen Chemnitz zusammen 43 Punkte aufgelegt und dabei 50 Prozent aus dem Feld getroffen (14/28 FG). Er könnte wohl eine Spezialaufgabe für Flügelspieler Aher Uguak (2,01) und Dominic Lockhart (1,99) werden. Und da es gerade um Defensiv-Spezialisten geht: Auch Vechta hat so einen Spielertyp, allerdings ist das mit Wes Iwundu ein Flügelspieler, der 236 NBA-Einsätze in der Vita hat und sich trotzdem nicht zu schade ist, in der deutschen Provinz die Rolle des harten Arbeiters zu geben. Es bleibt abzuwarten, auf wen ihn sein Headcoach Ty Harrelson ansetzen wird.
Die Trainer: Die beiden Headcoaches haben Gemeinsamkeiten in der Vita – beide waren früher Profispieler und haben ihren aktuellen Klub in die erste Liga geführt – und auch wesentliche Unterschiede. Rodrigo Pastore war sieben Jahre Trainer beim Schweizer Klub SAV Vacallo Basket, ist nun seit 2015 in Chemnitz, schaffte erst im dritten Anlauf den Aufstieg in die Beletage, wird wohl auch kommende Saison in Chemnitz bleiben und es gibt erste Forderungen nach einer Statue vor der Arena. Ty Harrelson hat Vechta erst in der Vorsaison übernommen, den Klub direkt in die erste Liga und dort als Aufsteiger in die Playoffs geführt. Aber diese Postseason wird zugleich sein letzter Tanz als Trainer im RASTA Dome sein. Er wechselt nach der Saison nach Ulm.
Im Blick des Bundestrainers: Wir schauen bei den Duellen zudem vor allem auf zwei deutsche Center, die als Starter auch direkt aufeinandertreffen werden. Bei Vechta ist Johann Grünloh gerade erst zum besten deutschen Nachwuchsspieler gekürt worden und lieferte für seine 18 Jahre starke Saisonstats ab (6,6 Punkte, 67,9 FG%, 5,5 Rebounds, je 1,1 Blocks und Steals). Bei Chemnitz startete Kevin Yebo diese Saison nochmals durch, ackerte sich zum effektivsten deutschen Spieler der Liga (16,8 EFF) und Topscorer seines Teams (17,0 PPG).

Der Anführer: In einer Halbzeit-Umfrage der BIG unter den Managern der Teams wurde unter anderem gefragt, welcher Spieler der beste Anführer wäre und dabei wurde DeAndre Lansdowne am öftesten genannt. Effektivster Spieler der NINERS ist Jeff Garrett, Topscorer ist Kevin Yebo … aber Kopf und Anführer des Teams ist ganz klar der 34-jährige US-Aufbauspieler. Der zweitmeist genannte Spieler wird ihm mit Tommy Kuhse ab jetzt ein paar Mal gegenüberstehen - der zu dem Zeitpunkt und in der Umfrage im Januar 2024 auch noch heißester MVP-Kandidat war.
Der X-Faktor: Tanner Groves kam erst Anfang März nach Vechta, liefert solide Werte ab (8,0 PPG, 56,1 FG%, 6,0 RPG) und zeigte im letzten Hauptrundenspiel gegen die Wölfe mit 20 Punkten (8/9 FG) und neun Rebounds in weniger als 15 Minuten auf dem Feld, dass er ein wichtiger Faktor sein kann. Gegen die aggressive lange Garde der NINERS kann er sehr wichtig werden, auch weil er über 40 Prozent seiner Dreier trifft. Aus dem ausgeglichenen Chemnitzer Ensemble wäre in dieser Rubrik wohl am ehesten der Backup-Aufbau Kaza Kajami-Keane zu nennen – denn wer in einem entscheidenden Europapokal-Finale in 28 Minuten 29 Punkte auflegt, ist definitiv ein X-Faktor. Noch steht vor dem X aber ein Fragzeichen, da Kajami-Keane zum Ende der Hauptrunde mit Knieproblemen fehlte.
Die Saisonduelle: Es gab zwei Auswärtssiege zu bestaunen. Vier Tage vor Weihnachten gewann Chemnitz in Vechta ohne den erkrankten Rodrigo Pastore nach 14 Führungswechseln mit 81:80. 26 Sekunden vor dem Ende brachte Vechtas Chip Flanigan Vechta mit zwei Punkten nach vorne, Wesley van Beck allerdings war es vorbehalten, für die Schlusspointe zu sorgen. Er rutschte aus, passte den Ball rasch weiter, bekam ihn zurück und versenkte sechs Sekunden vor der Sirene den Dreier zum Sieg. Am ersten Mai schlug Vechta auswärts mit 91:83 (Hier die Highlights) zurück. Das war für die NINERS nicht nur die letzte Niederlage der Saiso, sondern zu dem Zeitpunkt auch die dritte BBL-Niederlage in Serie, wobei relativierend hinzugefügt werden sollte, dass es zuvor mit dem Gewinn des FIBA Europe Cups auch etwas zu feiern gegeben hatte …
Ewige Bilanz: In BBL-Duellen steht es 2-2, aber in der zweiten Liga geht die Bilanz an Vechta: Zwischen 2012 und 2018 gab es acht Duelle. Dabei ging RASTA in den ersten sieben Partien als Sieger vom Feld.
Bisherige Playoff-Serien: Die beiden Klubs stehen sich zum ersten Mal in einer Serie gegenüber.
Die größten Siege: Da die beiden Klubs in der Beletage bisher nur in der Hauptrunde aufeinandertrafen, ist die historische Dramatik überschaubar. Allerdings kassierten die NINERS die höchste Niederlage ihrer Klubgeschichte in Vechta: In der ProA-Saison 2015/16 setzte es am 14. November eine 39:94-Packung. Von damals sind aus beiden Teams nur noch Jonas Richter und Rodrigo Pastore noch am Start.
Zahlen, bitte: Vechta war mit 39,2 Prozent von Downtown hinter dem FC Bayern München (40,8 Prozent) das zweitsicherste Dreierteam der Hauptrunde. Ein wichtiger Faktor gegen das Team, welche den Gegnern mit 43,6 Prozent eine schwächsten Wurfquoten der Liga aufzwingt. Ebenso wichtig: Nerven behalten. Chemnitz steht mit 22,5 Freiwürfen pro Spiel zwar gut vier Mal mehr an der Linie (17,8 Freiwürfe bei Vechta). Doch die Erfolgsquote spricht mit 77,2 Prozent gegenüber 73,2 von Chemnitz für das Team aus Niedersachsen. Dazu kommt, dass Vechta Fehlwürfe auch dadurch bestraft, dass sie mit 39,1 Rebounds pro Partie ligaweit die meisten Abpraller eingesammelt haben.
Weise Worte: „Wenn man uns das zu Beginn der Saison gesagt hätte, hätte wir das nicht geglaubt. Das macht stolz. Aber jetzt fängt die Arbeit erst an. Die Karten werden neu gemischt“, sagte Chemnitz‘ Defensivspezialist Dominic Lockhart gegenüber dem mdr über den dritten Platz in der Hauptrunde und die Playoffs.
Rekordverdächtig: Wie schon erwähnt wandelt RASTA auf den eigenen Spuren. Bereits bei ihrem letzten Aufstieg 2019 schafften sie es als Aufsteiger direkt bis ins Halbfinale. Auch Aufsteiger im Finale gab es schon, wie Ihr hier bei "Die größten Sensationen" nachlesen könnt, einen Aufsteiger als Meister, gab es allerdings noch nicht.
Alte Bekannte: Joel Aminu und Dominic Lockhart liefen im Jahr 2021 gemeinsam für die Bamberg Baskets auf.
Bewegte Bilder: Bei Dyn haben sie pünktlich zu den Playoffs (und Play-Ins) ein neues Format rausgebracht. In den 40 Minutes gibt es dabei einiges zu den anstehenden Serien und den Award-Gewinnern. Aber seht selbst!
Es ist alles Gold, was glänzt: Oft tauchen inzwischen Menschen in der Öffentlichkeit auf, mit Attributen wie "Vater von" oder "Sohn von" (- das gibt es hier in der Liga natürlich auch, fragt mal Würzburgs Collin Welp). In der Basketball Bundesliga gab es das auch mal mit dem Aufbauspieler Dru Joyce. Der ist nämlich der Trauzeuge von dem LeBron James. Dabei war seine Leistung jederzeit Grund genug über ihn zu reden, mit 1714 Assists ist er bspw. der Spieler mit den zweitmeisten Assists in der easyCredit BBL (seit Beginn der digitialen Datenaufzeichnung). Damit sich Joshua Bonga nicht eine ähnliche Zuschreibung einfängt, hat er mit seinen Mannschaftskollegen vor Kurzem selbst noch einen Titel gewonnen. Gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen Jack Kayil, Johann Grünloh und Linus Trettin spielte er vergangenes Wochenende beim TOP FOUR der NBBL - und gewann. Mit 89:54 feierten die YOUNG RASTA DRAGONS einen klaren Final-Sieg über die Baskets Juniors Oldenburg und sind Meister. Alle vier Jungspieler aus dem Profikader punkteten dabei zweistellig, Topscorer war Bonga mit 16 Punkten. Und trotzdem kommt hier einmal das Attribut, dem er wohl nicht aus dem Weg gehen wird. Denn Bonga ist der Bruder von Isaac Bonga, und der wurde vergangenen Sommer mit dem Nationalteam nicht weniger als ... Weltmeister!
Video: Die Partie wird ab 20:15 Uhr live hier bei WELT TV sowie hier auf SPORTBILD.de und BILD.de übertragen. Bei Dyn kommentiert Johannes Hülstrung das Spiel, Malte Ziegenhagen ist Experte und Paula Menzel führt die Field-Interviews. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sind. Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.
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