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Home/Newscenter/Vor dem Halbfinale gegen den Favorit USA: In diesen Bereichen muss die DBB-Auswahl besser werden

Kochs NachschlagVor dem Halbfinale gegen den Favorit USA: In diesen Bereichen muss die DBB-Auswahl besser werden

07. September 2023

Beim letzten Dreierversuch von Davis Bertans hat vermutlich ganz Basketball-Deutschland den Atem angehalten. Aber der lettische Kunstschütze verfehlte und somit qualifizierte sich die DBB-Auswahl für das WM-Halbfinale und das Olympische Basketballturnier 2024 in Paris. Herzlichen Glückwünsch! Es war eine schwere Geburt im Viertelfinale gegen das Überraschungsteam aus dem Baltikum. Wäre nicht Franz Wagner nach seiner Verletzung in beachtlicher Form zurückgekehrt, hätte die Mission Medaille sehr wahrscheinlich ein Ende gefunden. Neben der unterirdischen Vorstellung von Dennis Schröder (4/26 aus dem Feld, -10 Effektivität, -20 im +/-) ließ sich auch eine deutlich langsamere und behäbigere Umsetzung der offensiven Prinzipien beobachten. Außerdem wirkte die Mannschaft erstmals in diesem Turnier nach einer Partie mental erschöpft. 

Vor dem Halbfinale gegen den Turnierfavoriten USA ist es deshalb an der Zeit, einmal auf die wenigen nicht so gut funktionierenden Elemente zu schauen. Dabei sind mir fünf Aspekte aufgefallen, von denen vier Belang gegen die USA haben könnten und deshalb unten ausführlicher besprochen werden. Der fünfte verbesserungswürdige Punkt ist die Offensive gegen Zonenverteidigung (in der zwar genügend gepunktet wurde, aber in erster Linie aus Einzelaktionen heraus und weniger aus der Teamstruktur), aber da es unwahrscheinlich ist, dass US-Headcoach Steve Kerr eine Ball-Raum-Verteidigung auspacken wird, gehe ich auf diesen Aspekt nicht weiter ein.

Schlechte Starts

Gegen Lettland ist die Mannschaft zum vierten Mal in Folge schlecht gestartet. Wieder einmal sorgte die überragende Bank dafür, dass Deutschland besser ins Spiel kam. Nach den pomadigen Anfangsphasen gegen Finnland und Georgien dachte man eigentlich, dass die DBB-Korbjäger gegen Slowenien und Lettland anders in die Partie gehen würden. Aber weit gefehlt. Auf das 11:25-Auftaktviertel gegen Doncic und Co. folgte ein uninspirierter 3:13-Start im Viertelfinale. Gegen die US-Profis, die sich über Emotionen in einen Rausch versetzen können wie kaum ein anderes Team (siehe die Highlights im Viertelfinale gegen Italien unten), sind Fokus und Konsequenz vom Sprungball an gefordert.

Transition-Defense

„We got to get back!” Wer Gordon Herbert in den Auszeiten aufmerksam zuhört und Strichliste führt, hat diesen Satz bislang in jeder Begegnung notieren dürfen. Die Rückwärtsbewegung ist zu langsam, die Zuordnung zu ungenau. Und die USA erzielen als einzige Mannschaft im Turnier mehr als 100 Punkte pro Partie, weil sie den Rekordwert von 26 Zählern im Umschaltspiel auflegen. Druck auf den Rebounder, den Ballvortrag verlangsamen und kein Sprintduell verlieren – das muss die Maxime der deutschen Mannschaft sein. Ach ja, der beste Weg, den Fast Break zu unterbinden, ist natürlich der Offensiv-Rebound. Die Montenegriner haben das gegen die USA exemplarisch bewiesen, indem sie 50 Prozent ihrer Fehlwürfe zurückeroberten, so dass der Turnierfavorit am Ende nur 85 Punkte erzielte.

Switchen an beiden Enden des Feldes

Mit Dennis Schröder, Maodo Lo und Andreas Obst gibt es drei deutsche Guards, die aufgrund ihrer körperlichen Statur nach Switches im Post angreifbar sind. Die Letten haben das aufgezeigt, und es ist davon auszugehen, dass die zwei verbleibenden Kontrahenten verstärkt versuchen werden, diese Mismatches innen zu nutzen. Die deutsche Mannschaft hingegen probiert es häufig über den Schnelligkeitsvorteil von Schröder und Lo. Was gegen Australien noch hervorragend funktionierte, wurde gegen Lettland aufgrund des schwachen Spiels des Kapitäns zum Rohrkrepierer. Gegen die USA, die auch gerne switchen, muss der Ball mehr zu den Big Men unter den Korb. Die Amerikaner stellen ein relativ kleines Team, in dem teilweise Small Forwards auf der Vier und Power Forwards auf der Fünf agieren. Diese Spielertypen, die zudem den von Isolationen geprägten NBA-Basketball kennen, wissen, wie man gegen Guards in diesen Situationen verteidigt. Grundsätzlich muss Deutschland auch nach Switches den Ball weiterpassen. Der Angriff darf nicht so statisch werden wie gegen Lettland.

Kochs Nachschlag

Zum Schluss geht es um den Schluss! Wenn die Crunchtime-Auftritte der DBB-Auswahl besprochen werden, gilt es zunächst einmal positiv zu vermerken, dass die Deutschen ihre beiden knappen Turnierspiele gegen Australien und Lettland gewonnen haben. Aber Los überflüssiger Korbleger gab Josh Giddey noch eine kleine Ausgleichschance, und die viel zu Schröder-zentrierte Schlussphase gegen Lettland hätte beinahe noch ein böses Ende genommen. Jetzt geht es gegen die USA. Beim Vorbereitungsspiel in Abu Dhabi führten die Herbert-Schützlinge phasenweise mit 16 Punkten (71:55, 27. Minuten), mussten danach aber zwei starke Läufe der USA hinnehmen und unterlagen mit 91:99. Zweifellos waren die Deutschen am Ende müde, weil sie am Tag zuvor gegen Griechenland gespielt hatten. Aber in der Schlussphase wurden ähnliche Probleme wie bei der Vorbereitungsniederlage gegen Kanada deutlich. In den entscheidenden Momenten lösten wenig durchdachte Einzelaktionen das zuvor funktionierende Teamspiel ab. Soll der große Wurf gelingen, muss man sich in der Crunchtime bei der Auswahl der agierenden Spieler sowie der Auswahl der Plays und deren Umsetzung verbessern.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.