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Kochs NachschlagNach dem Fehlstart: Schaffen die Bayern noch die Playoffs in der Euroleague?

03. November 2022
Die Bayern sind nach fünf Spieltagen in der Euroleague als einzige Mannschaft noch ohne Sieg. Da muss von einem klassischen Fehlstart gesprochen werden. Was sind die Ursachen, und wie sehen die Perspektiven der Münchner aus?

Die Bayern sind nach fünf Spieltagen in der Euroleague als einzige Mannschaft noch ohne Sieg. Da muss von einem klassischen Fehlstart gesprochen werden. Was sind die Ursachen, und wie sehen die Perspektiven der Münchner aus?

Vergangene Saison starteten die Bayern in der europäischen Königsklasse mit vier Niederlagen, um am Ende wie auch 2020/21 die Playoffs zu erreichen. Doch die vergangene Spielzeit war eine besondere, da mit Moskau, Sankt Petersburg und Kazan drei potenzielle Playoff-Teilnehmer nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar ausgeschlossen wurden. Deshalb wird es jetzt ungleich schwerer, das Feld noch einmal von hinten aufzurollen. In der vergangenen Woche versäumten es die Bayern, den dafür nötigen ersten Schritt zu gehen. Sie verloren das Kellerduell bei Roter Stern Belgrad, so dass es in der Partie an diesem Donnerstag gegen Anadolu Efes Istanbul, Champion der vergangenen zwei Jahre, höchste Eisenbahn für den ersten Sieg ist. Der Titelverteidiger ist bislang keinesfalls konstant aufgetreten, aber nicht nur deshalb gibt es Hoffnung für die Münchner. Andrea Trinchieri hat schon bewiesen, dass er schwierige Situationen hervorragend meistern kann. Zudem lichtet sich das Lazarett der Bajuwaren immer mehr.

Die Ü30-Fraktion in Bestform

Zweifelsohne war die Verletztenmisere bislang ein ganz entscheidendes Manko. Ich verzichte darauf, die lange Liste mit Namen, Art und Zeitpunkt der Verletzung hier abzuarbeiten. Aber es ist Fakt, dass wichtige Spieler im Kader nicht mehr ganz taufrisch sind, was sie ein Stück weit anfälliger macht. Nichtsdestotrotz sind diese älteren Akteure aber nach wie vor sehr wichtig für die Mannschaft. Sie standen aber aufgrund von Blessuren nicht zur Verfügung oder waren nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. 

Wollen die Bayern noch Richtung Postseason marschieren, brauchen sie die Ü30-Fraktion um Corey Walden (30 Jahre), Othello Hunter (36), Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Elias Harris (alle 33) fit und in Karrierespätsommerform. Harris hat diese in seinen ersten beiden Spielen (in Belgrad und national gegen Crailsheim) gezeigt, und Hunter wird wohl früher zurückkommen als gedacht.

Die Entwicklung der Neuzugänge

Beides war für mich vor einer Woche noch nicht absehbar. Da hätte ich noch vehement gefordert, dass die Bayern auf der Center-Position nachverpflichten müssen, weil das Rebounding nur mäßig und Freddie Gillespie (bei allem Respekt vor seiner Verteidigung) offensiv in der Euroleague überfordert ist. Ganz anders sah der erste Auftritt von Elias Harris aus, der nach einem Jahr in Japan keine Anpassungsprobleme erkennen ließ. Auch Isaac Bonga dürfte eine Bereicherung werden, vor allem wenn er an die defensiven und offensiven Leistungen seines durch die Fußverletzung beendeten Nationalmannschaftssommers anknüpfen kann. In Belgrad brachte er zu Beginn den Ball, spielte aber noch im ersten Viertel auf der Vier. Seine Vielseitigkeit ist sein größter Trumpf. Niklas Wimberg wird in der Euroleague nicht über Entlastungsminuten hinauskommen. Er wurde in erster Linie für den nationalen Wettbewerb verpflichtet.

Nach einem holprigen Euroleague-Debüt gegen Fenerbahce Istanbul ist Cassius Winston mittlerweile der verlässlichste Punktesammler der Bayern und markierte zuletzt 20 Zähler gegen Mailand und 18 bei Roter Stern. Dennoch ist erkennbar, dass der 24-Jährige sich noch intensiver mit der Komplexität des europäischen Spiels auseinandersetzen muss.

Die Probleme in der Offense

Der Amerikaner ist mit 12,2 Punkten Topscorer der Bayern und als einziger Spieler in Double Figures, wenn man von Harris absieht, der in bislang einem Spiel zehn Zähler markierte. Die Offensive ist bislang ein echtes Problem, die Zweierquote mit 40,8 Prozent unterirdisch. 70,2 Punkte (Vorletzter) und 11,4 Korbvorlagen (Letzter) belegen, dass der Motor gewaltig stottert. Es fehlt ein kreativer Assist-Point-Guard. In diese Kategorie würde am ehesten Zan Sisko passen, aber der ist verletzt und verfügt als Gesamtpaket nicht über Starterqualitäten auf Euroleague-Level. So muss sich die Mannschaft aktuell stark über die Verteidigung definieren und daran arbeiten, sich offensiv mehr und mehr zu finden.

Kochs Nachschlag

Ich komme zurück zu meiner Frage in der Überschrift. Die Bayern haben natürlich noch Chancen, die Postseason zu schaffen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist angesichts der Ausgangslage gering. Wenn dieses Szenario ohne Euroleague-Playoffs etwas Gutes für die Münchener hätte, dann die Tatsache, dass sie ausgeruhter in die BBL-Playoffs gehen könnten. Es ist logisch und von den Verantwortlichen auch klar formuliert, dass nach drei Berliner Meisterschaften der Titel zurück an die Isar geholt werden soll. Die deutsche Basis wurde mit Bonga, Harris und Wimberg nicht grundlos verbreitert, und durch die Einbürgerung von Nick Weiler-Babb hat sie ein zusätzliches Upgrade erfahren. Dazu kommt, dass Paul Zipser im Saisonverlauf ein immer stärkerer Faktor werden dürfte. Und mit Hinblick auf die BBL-Playoffs hätte die Mannschaft noch viel Zeit, sich zu entwickeln. Mit Hinblick auf die Euroleague-Playoffs aber hat sie diese nicht.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.