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Home/Newscenter/Ingo Freyer zu den Wölfen: Was kann ein so später Trainerwechsel bewirken?

Kochs NachschlagIngo Freyer zu den Wölfen: Was kann ein so später Trainerwechsel bewirken?

19. April 2023
Es ist eine oft erlebte Methode: Wenn es nicht läuft, wird der Trainer ausgewechselt, um auf die Schnelle noch dringend benötigte Siege zu generieren. Welche Chancen und Gefahren gibt es sechs Spieltage vor Saisonende für Ingo Freyer und den SYNTAINICS MBC?

Es ist eine oft erlebte Methode: Wenn es nicht läuft, wird der Trainer ausgewechselt, um auf die Schnelle noch dringend benötigte Siege zu generieren. Welche Chancen und Gefahren gibt es sechs Spieltage vor Saisonende für Ingo Freyer und den SYNTAINICS MBC?

Wenn ein Verein während der Spielzeit den Coach entlässt, dann heißt es häufig, dass „die Notbremse gezogen“ worden sei oder „nach dem letzten Strohhalm gegriffen“ werde. In der Regel sind es Mannschaften, die gegen den Abstieg spielen, denen die Verantwortlichen einen neuen Impuls zukommen lassen möchten. In der laufenden Saison gab es in der easyCredit BBL bisher die vier Trainerwechsel in Bayreuth, Frankfurt, Hamburg und Crailsheim, also immer bei Klubs, die aktuell die Liga noch nicht sicher gehalten haben. Zuletzt reagierte nun auch der SYNTAINICS MBC, der nach der Niederlage am Sonntag Igor Jovovic freistellte und durch Ingo Freyer ersetzte. Von den letzten Sechs des Klassements haben lediglich die Basketball Löwen Braunschweig darauf verzichtet, einen neuen Fahrer in den Sulky zu hieven. 

Da geht es den Basketballtrainern nicht anders als ihren Kollegen im Fußball, wo ebenfalls fünf Vereine ab Platz 13 den sportlich Verantwortlichen austauschten. So funktionieren die Mechanismen des Geschäfts sportartübergreifend in den unteren Tabellenregionen. Trotzdem wird bei der kickenden Zunft der Trainerwechsel von den Betroffenen eher als eine logische Konsequenz wahrgenommen. So gab sich Hertha-Coach Sandro Schwarz, der am Wochenende seinen Job verlor, nach der Niederlage auf Schalke keinen Illusionen hin. Dahingegen zeigte sich Jovovic nach sieben Niederlagen in Folge „sehr überrascht von der Entscheidung“, obwohl seine Mannschaft am Sonntag in Frankfurt nur auf Zweitliga-Niveau agiert hatte.

Die grundsätzlichen Einflussmöglichkeiten

Jetzt übernimmt Freyer drei Wochen vor dem letzten Spieltag. Grundsätzlich sind in dieser späten Saisonphase die Einflussmöglichkeiten eines neuen Trainers begrenzt. Er muss Kompromisse eingehen und verstehen, dass er eine erfolgversprechende Balance zwischen Bewährtem des vorherigen Trainers und eigenen Impulsen finden sollte. Bringt er zu viel Neues ins Team, stottert der Motor unter Umständen noch heftiger, als er es ohnehin schon tut. Übernimmt er fast alles, entwickelt er kein Profil und versäumt es, die Mannschaft durch neue Reize zu aktivieren.

Zunächst einmal stehen die Spieler nach einem Trainerwechsel stärker in der Verantwortung und nehmen dies in der Regel auch wahr. Nachdem mit dem bisherigen Coach der vermeintlich Schuldige ausgemacht wurde, müssen sie nun unter dem neuen Übungsleiter ihre Rolle und Spielzeit in einer anderen Gemengelage rechtfertigen. Das führt per se zu mehr Einsatz im internen und externen Wettbewerb. 

Ein neuer Coach adressiert seine Schützlinge mit einer anderen Ansprache und nutzt gegebenenfalls andere Werkzeuge zur Motivation. Bei einem Trainerwechsel in der laufenden Saison geht es nicht ausschließlich um eine atmosphärische Veränderung. Aber dieser Aspekt spielt fast immer eine wichtige Rolle. So flog Klaus Perwas, der nach der Trennung von Geert Hammink in Frankfurt von Assistenten zum Chef befördert worden war, vor dem Spiel gegen die Wölfe mit seiner Mannschaft nach Mallorca. Dort standen laut seiner Aussage basketballspezifische Inhalte eher im Hintergrund. Stattdessen ging es verstärkt um Teambuilding und gruppendynamische Prozesse.

Funktioniert der „Freyer-Basketball“ auch beim SYNTAINICS MBC?

Wie die Frankfurter entschieden sich auch Hamburg und Crailsheim dafür, mit Benka Barloschky und Nikola Markovic den Co-Trainer in die erste Reihe zu rücken. In der vergangenen Spielzeit gingen auch die EWE Baskets Oldenburg mit Alen Abaz zunächst diesen Weg. Als aber keine Besserung eintrat, verpflichteten die Niedersachsen Ingo Freyer, der sich als exzellenter Feuerwehrmann erwies. Der mittlerweile 52-Jährige etablierte mitten in der Saison seinen Spielstil, der sich vor allem durch eine extrem hohe Pace auszeichnet.

Kann das jetzt in Weißenfels erneut funktionieren? In Oldenburg kam Freyer Ende Januar, hatte also deutlich mehr Zeit. Zudem stand ihm ein talentierterer Kader als nun beim SYNTAINICS MBC zur Verfügung, wo sich vor allem die Frage stellt, ob mit den Point Guards Charles Callison und Scottie Reynolds (oder Mario Ihring, wenn der verletzte Slowake noch zurückkommt) dieser Hochgeschwindigkeitsbasketball umsetzbar ist?

Kochs Nachschlag

Bereits am Samstag steht gegen die personell angeschlagenen und ebenfalls noch nicht gesicherten Hamburger eine Schlüsselpartie auf dem Programm. Ganz entscheidend könnte auch noch die allerletzte Begegnung gegen Crailsheim werden. Nachdem Freyer in Oldenburg wirklich gute Arbeit geleistet hatte, fiel es den Club-Verantwortlichen extrem schwer, ihn nach dem Klassenerhalt nicht zu behalten. Die Entscheidung zugunsten von Pedro Calles soll eine sehr knappe gewesen sein. Die Vertragsgestaltung in Weißenfels ist kein Thema in der Pressemitteilung. Eine Vereinbarung, dass der frühere Nationalspieler im Falle des Klassenerhalts über das Saisonende hinaus bei den Wölfen bleibt, ist aber gut vorstellbar.

Bonus: Restprogramme im Abstiegskampf

Hamburg (11-19): in Weißenfels, gegen Crailsheim, in Chemnitz, in Braunschweig.
Crailsheim (10-19): gegen München, in Hamburg, gegen Bamberg, gegen Frankfurt, in Weißenfels.
Weißenfels (9-19): gegen Hamburg, in Ludwigsburg, in Heidelberg, gegen Oldenburg, gegen Crailsheim.
Braunschweig (9-20): in Göttingen, gegen Frankfurt, in Bonn, in Würzburg, gegen Hamburg.
Frankfurt (8-21): gegen Bayreuth, in Braunschweig, gegen Würzburg, in Crailsheim, in Göttingen.
Bayreuth (5-24): in Frankfurt, gegen Heidelberg, in Rostock, gegen Berlin, in Bamberg.
Stand: Donnerstag, 20. April 2023

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.